Details
Kurze Wegbeschreibung:
Mit dem Masaré-Klettersteig, Rotwand-Klettersteig, Scalettesteig, Oskar Schuster Steig, Laurenzi- Klettersteig
(Antemoia) Kesselgogel- Klettersteig, Gartlsteig-Santnersteig bieten sich dort vielfältige Möglichkeiten, um in hochalpinem Gelände von Hütte zu Hütte zu wandern.
Programm:
2. Tag: Von der Rotwandhütte auf den Masaré-Rotwandklettersteig zum Rifugio Cardeccia.
3. Tag: Vom Rifugio Cardeccia zieht sich der Weg am Fusse des Pale de Mesdi auf den Passo delle Scalette hinauf. Vorbei am Laghetto Larsec zum Passo de Laussa zum Rifugio Antermoia -Rifugio Micheluzzi.
4. Tag: Vom Rifugio Micheluzzi führt der Weg an vielen Hütten vorbei zum Sella Pass, hinauf zum Rifugio Toni Demetz, vorbei an der Langkofelscharte auf die Langkofelhütte.
5. Tag: Von der Langkofelhütte auf den Plattkofelkar, dann auf dem Oskar Schuster Steig zum Plattkofel zur Plattkofelhütte. Dann folgen wir dem Dolomitenhöhenweg 9 bis zum Rifugio Alpe di Tires.
6. Tag: Vom Rif.Alpe di Tires gibt es mehrere Varianten. Zum Beispiel: Über das Bärenloch zur Grasleitenhütte, über den Kesselkogel Klettersteig zur Grasleitenpasshütte. 2.Variante Vom Rifugio Alpe di Tires zum Molignonpass, dann auf den Laurenzi Klettersteig (einer der anspruchsvollsten Klettersteige im Rosengarten) zum Kesselkogel, Klettersteig zur Grasleitenpasshütte.
7. Tag: Von der Grasleitenpasshütte zum Rifugio Vajolet auf den Gartlsteig zur Gartlhütte via Santnerhütte-Santnersteig bis zur Kölnerhütte dann mit der Bahn nach Welschnofen. (Heimreise)
Tourenleitung: Rainer Spalt, Auskunft und Anmeldung unter Tel. 00423 791 36 66
oder E-Mail:
Rückblick
Leitung: Rainer Spalt, Teilnehmer: 6
Die 7-tägige Berg-Klettersteigtour führte durch den majestätischen Rosengarten und Langkofel. Mit dem Masaré-Klettersteig, Rotwand-Klettersteig, Scalettasteig, Oskar Schuster-Klettersteig, Laurenzi Klettersteig (Antermoia), Kesselgogel-Klettersteig und Gartlsteig-Santnersteig boten sich vielfältige Möglichkeiten, um in hochalpinem Gelände von Hütte zu Hütte zu wandern. Wildromantische Landschaften und schroffe Felsen, Steinwüsten, grüne Täler, Felstürme und schmale Spalten sorgten für eine atemberaubende Kulisse während einer Woche. Waren die Klettersteige oder Kletterpassagen technisch nicht besonders schwierig, hatte der Kletterer Zeit, um die beeindruckenden Landschaften, Fern- und Tiefblicke zu bewundern. Hingegen erforderten die luftigen Passagen auf schmalen Graten und in steilen Wänden oder das freie Klettern an ungesichertem Felsen volle Konzentration und sorgten hie und da für ein Adrenalinschub. Das Wetter war zu Beginn wechselhaft und regnerisch, besserte sich aber zusehends, sodass alle Klettersteige begangen werden konnten.
Samstag, 1.8.2020
Anreise nach Welschnofen, Rotwandhütte (2283 m), Masaré-Klettersteig
Um 05 Uhr in der Frühe trafen sich vier Klettersteigler und eine Klettersteiglerin auf dem Parkplatz neben dem Gasthaushaus Rössli in Ruggell, wo der LAV-Bus wartete. Magdalena aus Fulda, Deutschland, holten wir am Hauptbahnhof in Bozen ab. Nach etwa 4 Stunden Autofahrt und einem Cappuccino-Halt trafen wir im Bergdorf Welschnofen, Trentino, ein. Mit der Gondelbahn König Laurin I und dem Sessellift schwebten wir über Wiesen und Almen hoch zum Ausgangspunkt unserer Rundtour, der Kölnerhütte (2337 m). Auf dem Dolomitenhöhenweg 8 wanderten wir zum Rifugio Roda di Vael oder Rotwandhütte (2283 m), unserer ersten Übernachtungshütte, vorbei am Christomannos-Denkmal, einem 2,7m hohen Bronzeadler. Auf dem Dolomitenhöhenweg begegneten uns zahlreiche Wanderer, darunter viele Familien mit Kindern. Da die Wetterprognose auf Sonntagmittag einen Wetterumschwung voraussagte und wir genügend Zeit hatten, entschieden wir uns, zur Einstimmung auf die Klettersteige am Nachmittag den Masaré-Klettersteig zu klettern.
Der Masaré-Klettersteig ist einer der schönsten Grat-Klettersteige der Dolomiten. Die kurzweilige Tour führt entlang zahlreicher Grattürme, an Spalten und schroffen Felsen vorbei durch den südlichen Rosengarten. In einzelnen Felsnischen entdeckten wir Madonnas und Kreuze im typischen Südtiroler Ambiente. Ohne Rucksack kletterten wir leicht, behende und genussvoll. Am Ende des Tages verbrachten wir einen gemütlichen Hüttenabend, an dem uns die Wirtin Roberta zuvorkommend und gut gelaunt bediente.
Sonntag, 2.8.2020
Rotwandhütte (2283 m), Rotwandklettersteig, Rifugio Cardeccia (1949 m)
Vor einer atemberaubend schönen Kulisse kletterten wir über den Rotwandklettersteig auf die Rotwandspitze (2806 m), stiegen dann über den Klettersteig ab zum Passo di Sforcella (2560 m) und weiter zum Zigolade-Pass (2552 m).
Der Rotwandklettersteig war ein Gratsteig und technisch wenig schwierig. Er bestach mit der schönen Kulisse und dem landschaftlich beeindruckenden Zu- und Abstieg. Das Gelände war geprägt durch viel Geröll, Schotter und Kies in typisch weissem Dolomitgestein.
Die Berg- und Klettersteigtour war schweisstreibend. Die Kletterei war mit schwerem Rucksack beschwerlicher als am Vortag über den Masaré-Steig, denn wir trugen nun die komplette Ausrüstung für die ganze Tourenwoche mit uns.
Rechtzeitig vor dem Einsetzen des Regens erreichten wir am Mittag unser Tagesziel Rifugio Cardeccia (1949 m), Valle del Vaiolet. Das Rifugio war eingerichtet wie zu Grossmutters Zeiten mit dunklen hohen Holzbetten, -schränken und -tischen. Alle genossen nach dem anstrengenden Tag eine warme Dusche.
Montag, 3.8.2020
Rifugio Cardeccia (1949 m) – Rifugio Micheluzzi (1850 m)
Im Rifugio Cardeccia hatten wir eine gute Unterkunft mit einem ordentlichen Frühstück. Als wir um ca. 7.30 Uhr vor der Hütte standen, sahen wir leichte Regenwolken. Auch alle verschiedenen „Apps“ kündigten ein wechselhaftes Wetter an. Da wir heute keinen Klettersteig auf dem Programm hatten, riskierten wir die Überschreitung des Passo della Scaletta und des Passo Lausa zum Rifugio Micheluzzi. Zuerst ging es etwa eine halbe Stunde auf derselben Höhe wie die Cardecciahütte (1949 m) durch ein Waldgebiet Richtung Osten und dann steil in einem Bachweg hinauf zum Passo della Scaletta. Am Anfang stand ein Hinweis, dass ein Kletterset empfohlen wird. Die Kletterei war allerdings im Vergleich zu den anderen Überschreitungen einfach. Wie es halt bei Bergtouren meistens ist, denkt man “da oben ist unser Ziel“ und dann, wenn man auf der gesichteten Kante steht, sieht man erst den wirklichen Übergang. In diesem Fall den Passo Lausa. Auf dieser Strecke gab es viele Steinmännchen. Auf jeden legte Fumio immer noch einen weiteren Stein drauf. Die Aussicht auf andere Berge war die ganze Woche immer sensationell. Den Piz Boe oder den Marmoladagletscher sah man fast immer. In der Ferne konnte man auch die Berge zur Österreicher Grenze ausmachen. Allerdings war die Zuordnung schwierig. Bis etwa hundert Meter vor unserer nächsten Unterkunft so ca. 16.00 Uhr begann es zu regnen, sodass wir gerade noch fast trocken ankamen.
Dienstag, 4.8.2020
Rifugio Micheluzzi (1850 m) – Langkofelhütte (2553 m)
So wie der Tag zuvor endete, war der Morgen nass und kühl, was uns aber nicht daran hinderte, nach einem ergiebigen Frühstück froh die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Pünktlich um 8:15 Uhr starteten wir vom Rifugio Micheluzzi, 1850 Meter ü. M. gelegen, in Richtung Langkofelhütte. Bei etwas Nieselregen und Wind ging es bergauf an Ziegen- und Schafalpen vorbei Richtung Sella Pass. Oben angekommen begrüsste uns die Statue des Königs August von Sachsen, der vor über hundert Jahren das Patronat für den Friedrich August Höhenweg übernommen hatte, da er zu dieser Zeit dort weilte. Nach kurzer Zeit ging es weiter zum Rifugio Toni Demetz (2685 m). Der Anstieg war ziemlich heftig, aber gut auf Schotter zu gehen. Die Hütte Toni Demetz war von Beginn des Aufstiegs an zu sehen und lag eingebettet zwischen den drei mächtigen Felstürmen. Oben angekommen auf 2685 Meter ü. M. ergatterten wir uns einen Platz in der gut besuchten Hütte, die auch mit einem Lift erreichbar war. Nach einer kräftigen Suppe nahmen wir die letzte Etappe des Tages in Angriff. Sie führte uns durch eine imposante Steinwüste, die aus einem urzeitlichen Korallenriff entstanden ist. Den Abstieg zur Langkofelhütte nahmen wir im Nebel in Angriff. Ab und zu war, wie durch einen Tunnel, der Blick ins Tal frei, wo die Sonne schien. Das Lichtspiel von Sonne und Nebel war ein besonderes Erlebnis. Angekommen in der Langkofelhütte, war in der Gaststube schon der Ofen angefeuert, wo wir dann hungrig auf das feine Nachtessen bei einem Glas Wein warteten. Optimistisch auf gutes Wetter für den nächsten Tag gingen wir zu Bett. Und wieder war eine schöne Etappe zu Ende, welche unser Tourenleiter Rainer Spalt ausgezeichnet organisiert hatte.
Mittwoch, 5.8.2020
Langkofelhütte (2553 m) - Rifugio Alpe di Tires (2440 m)
Die Etappe führte von der Langkofelhütte über den Plattkofelkar auf dem Oskar Schuster Steig zum Plattkofel Gipfel und über den Dolomitenweg 9 bis zum Rifugio Alpe di Tires.
Das Wetter zeigte sich am Start von der Langkofelhütte, wo wir übernachtet hatten, von seiner besten Seite. Die restlichen Regenwolken und der Nebel vom Vortag waren endgültig verschwunden. Der Himmel war strahlend blau. Jetzt ging es so richtig zur Sache. Bereits der Anstieg zum Einstieg in den Oskar Schuster Klettersteig erforderte ganze Konzentration und Kondition. Durch eine Magen-Darm-Infektion beeinträchtigt, kämpfte sich Magdalena mühsam zum Einstieg. Jeder Schritt fühlte sich heute an wie Blei … Wir legten die Gurte und die Klettersteigsets an.
Über 700 Höhenmeter ging es nun auf dem Klettersteig weiter durch steile Felsen und Kare, bis wir den Gipfel des Plattkofel auf 2958 m erreichten. Eine tolle Aussicht auf das Schlerngebiet, die Seiser Alm sowie auf Sellastock und Marmolada belohnten für die Mühen des Aufstiegs. Die Gipfelrast hatten wir uns jetzt wirklich verdient. Natürlich gab es auch ein gemeinsames Gipfelfoto.
Mehr als alle Landschaft und die Höhenmeter auf dem Klettersteig zählten die Gemeinschaft und der Zusammenhalt in der Gruppe, die Hilfsbereitschaft einzuspringen, wenn es einmal nicht so gut lief. Fumio half sogar noch einer jungen Frau am Gipfel, die nicht so genau wusste wie sie wieder herunterkommen sollte, und erhielt den Spitznamen „Samariter“. Der Abstieg vom Plattkofel glich einer Völkerwanderung. Unzählige Menschen stiegen Ameisen gleich auf und ab. Das mag damit zu tun haben, dass der Plattkofel zu den bekanntesten Bergen Südtirols zählt und bis zum Gipfel auch ohne Klettersteig als Wanderung unternommen werden kann. Die ursprünglich vorgesehene Mittagspause auf der Plattkofelhütte mussten wir ausfallen lassen, da auch dort der Menschenansturm zu groß war. Wir holten die Pause später auf dem Dolomitenweg 9 zur Alpe Tires am Wegesrand nach. Noch einmal erfolgte ein steilerer Anstieg, bis wir gegen 16 Uhr die Alpe di Tires erreichten und uns von der Tagesetappe bei frischen Getränken und Kaiserschmarrn erholen konnten.
Donnerstag, 6.8.2020
Rifugio Alpe di Tires (2440 m) – Grasleitenpasshütte (2599 m)
Die Etappe führte vom Rifugio Alpe di Tires auf dem Laurenzi Klettersteig und dem Kesselkogelklettersteig zur Grasleitenpasshütte.
Rainer hatte Recht. Wir hätten definitiv etwas verpasst, wenn wir die „Königsetappe“ ausgelassen oder auch nur entschärft hätten. Etwas Respekt flößte uns der Gedanke an die Bewältigung zweier Klettersteige an nur einem Tag schon ein. Zumal der Laurenzi Steig als nicht ganz einfach beschrieben wird und auch D-Kletterpassagen enthält: „Eher schwierig, teils sehr luftig und ausgesetzt, nur für Erfahrene oder mit Bergführer“, heißt es an einer Stelle…
Der Zustieg zum Laurenzi Klettersteig war diesmal nicht ganz so beschwerlich. Am Morgen beim Aufbruch um 8 Uhr herrschte „Königswetter“ auf der „Königsetappe“. Der Einstieg zum Laurenzi Klettersteig war bald erreicht und es ging erst einmal moderat los. Schnell wurde klar, dies ist eine Gratüberschreitung der Extraklasse, die so schnell nicht überboten werden kann. Die zwei jungen Mädels, die wir am Vortag in der Hütte getroffen hatten, waren schon vor uns im Steig unterwegs. Sie hatten ein Seil dabei. Auch sie hatten die Anforderungen in der Literatur studiert und waren mit Respekt vor der Schlüsselstelle D lieber auf der sicheren Seite. Rainer rief ihnen aus der Ferne zu. „Wir kommen auch“… Rainer gab uns einige Hilfestellungen beim Abklettern der D-Schlüsselstelle, so dass wir alle sie meistern konnten. Am Gipfel des Molignon mit 2852m Höhe trafen wir auf die beiden jungen Frauen, die ein sehr gelungenes Gipfelbild von uns machten. Noch einmal schweiften unsere Blicke auf die gesamte Alpenkette. Wir hatten selten Schöneres gesehen…
Es folgte ein weiteres Stück toller Gratkletterei. Am Mittag erreichten wir das Val Antermoia. Die gleichnamige Hütte kannten wir bereits von einer Einkehr in den Tagen zuvor. In der Mittagshitze kämpften wir uns zum Einstieg in den zweiten Klettersteig, den Kesselkogel. Er führte uns wenig schwierig, aber lang auf den Gipfel des Kesselkogels auf 3002 m Höhe. Er ist der einzige Dreitausender im Rosengarten. Die Überschreitung in Richtung Grasleitenpass zog sich. Die Kräfte liessen langsam nach. Plötzlich wurde das Wetter schlecht. Es begann zu regnen. Ein Donnerschlag traf uns kurz vor Ende des Steigs. Die Grasleitenpasshütte war schon in Sicht. Hatte sich der Wetterbericht von Lü, den Rainer gern als Referenz heranzog, doch geirrt? Wie dem auch sei, wir erreichten die Hütte gerade noch rechtzeitig bevor alles durchnässt war. Wieder lag ein toller Tag hinter uns und am Abend feierten wir gemeinsam bei Bier, Wein und Grappa die großartige Bergetappe.
Freitag, 7.8.2020
Grasleitenpasshütte (2599 m) - Kölnerhütte (2337 m)
Gegen 7.15 Uhr verliessen wir die Grasleitenpasshütte auf 2599 m ü.M. In der Erinnerung war dies eine einfache, aber gastfreundliche und saubere Unterkunft. Die ganze Woche hatten wir angenehme Temperaturen bis eben auf diesen Morgen zum Passo Santner, wo uns der Schweiss nur so herunter rann. Vom Pass aus sah man dann auch schon die Kölnerhütte. Auf den ersten Blick meint man, dass der Abstieg (Santner Klettersteig) keine schwierige Sache sei, aber “oha“: Erstens ging es richtig steil abwärts und im Gegensatz zu den anderen Klettersteigen waren hier etliche Kletterer im Aufstieg. Mindestens eine halbe Stunde waren wir dadurch länger unterwegs. Um ca. 13 Uhr waren wir bei der Kölnerhütte, wo wir mit der Bergbahn die Heimreise antreten konnten. Nach 8.6 km Klettersteig, 54.5 km Weg und Pfad und 6300 hm Auf- und Abstieg fühlten wir uns ziemlich müde, aber glücklich und zufrieden. Die Tourentage bleiben unvergesslich.
Rainer Spalt leitete diese abwechslungsreiche und eindrückliche Berg- und Klettersteigwoche fachmännisch. Er hatte sich sorgfältig darauf vorbereitet und alles zuverlässig organisiert und ermöglichte uns damit unvergessliche Tourentage in den Dolomiten. Wir danken ihm recht herzlich.
Tourenbericht verfasst von:
Fredy Gstöhl, Fumio Hamaya, Helmut Marxer, Magdalena Seeberg, Melitta Schumacher