Tourenbericht Tödi / Piz Russein, 14.-15. September 2025
Sonntag 14. September 2025, 11 Uhr, trafen sich vormittags 7 Berggänger in Schaan und dann Balzers und reisten mit PWs und mit E-Bikes beladenen Anhängern auf nach Glarus Süd bis Ende Autostrasse (Tierfed, 807m).
Von dort ging es bei schönem Spätsommerwetter dem wilden Sandbach entlang auf einer Forststrasse über teils sehr steile Rampen mit den E-Bikes rasant bis nach Hintersand (1300m). Ab da wanderte die Truppe gemütlich nahe dem Oberstafelbach und via Ochsenstock (2260m) zur Fridolinshütte (2110m, SAC).
Dort endete nach geselligem Beisammensein und feinem Znacht (Tomatencremesuppe, Salat, Reis, Brät, Rioja, Pudding) die Nacht auf Montag (in einem Massenschlag nur für uns und einen weiteren Gast aus Polen) bereits um 3 Uhr. Nach dem Zmorge (Brot, Butter, Konfi, Käse, Birchermüesli, Kaffee) marschierten wir um 4 Uhr los, entlang dem rot-weiss markierten Weg (T3) bis zur ältesten SAC-Hütte (mit heute kleinem integriertem Museum), der Grüehorenhütte (2449m), wo wir eine erste, ganz kurze Rast (Trinkpause) machten. Unmittelbar hinter der Hütte ging es in südlicher Richtung einem Drahtseil entlang relativ steil hinab auf den Biferntenfiren (der zu den zerrissensten Gletschern des gesamten Alpengebiets zählt), wo wir die Steigeisen montierten und uns anseilten. Am Rand des Gletschers ging es teilweise auf diesem und teilweise auf Geröll hoch bis zur Schneeruus (2807m) und von da zum Einstieg in die mit Seilen, Ketten und Stiften ausgerüstete Gelbwand, aus der man weiter unten (unsere 3er Seilschaft) oder weiter oben, dann mit Abseilen (unsere 4er Seilschaft), auf den sog. Frühstücksplatz runtersteigt.
Von da aus dann nur noch Gletscher, der etwas einfacher begehbar wirkte im Unterschied zum letzten Jahr (8. September 2024 [Kurzzusammenfassung jener Tour: Abenteuer pur]), da mit leicht angefrorenem Schnee und diesmal nicht gleich derart Spalten-lastig. Es ging nun lange hoch, zunächst in Richtung des Kantonsgebirgspasses Porta da Gliems und vor diesem dann aber in grossem Bogen weg auf den Verbindungrat zwischen den Gipfeln.
Interessant für die 5 Teilnehmer aus dem letzten Jahr war wohl die damals wetterbedingte Umkehrstelle (3433m): Zum einen sah man diesmal die Stelle und alles rundherum. Zum anderen dauerte es von da doch noch länger als man letztes Jahr vielleicht hätte meinen wollen. Und es ging dann auch nochmals gehörig nach oben. Schliesslich gab es ab dort auch eine Zone mit tückischen, mit blossem Auge nicht überall erkennbaren Spalten. Dank unserem Gletscherspalten-Detektor allerdings kein Problem. In dieser Passage überholten wir dann den sehr versierten Berggänger aus Polen, der sich nicht bei uns anseilen wollte, aber uns fragte, immer mal wieder nach ihm zurückzuschauen.
Ohne den angekündigten Starkwind, sondern bei perfektem Spätsommerwetter und bester Fernsicht erreichten wir Montag 15. September 2025 um 10 Uhr «unverspurt», also als an diesem Tag Erste Seilschaft, den Tödi/Piz Russein (3614m) und hatten natürlich alle eine riesige Freude! Speziell freuten sich wohl die drei unserer Teilnehmer, die wetterbedingt im letzten Jahr die Tour rund 200 Hm vor dem Ziel abbrechen mussten und nun zum ersten Mal diesen imposanten Gipfel erklommen.
Nach Gratulationswünschen, Ovomaltine-Krömli und Gipfelfotos ging es über den Grat auf die Verbindungsstelle zum Glarner Tödi, wo wir eine grössere Pause machten, welche von zwei Teilnehmern genutzt wurde, noch kurz hinüber zu laufen auf das schöne, an diesem Tag ebenfalls noch unverspurte Hochplateau des Glarner Tödi (3568m).
Danach folgte ein zügiger Abstieg der Gruppe bis hinunter wieder zum Frühstücksplatz, wo wir die Steigeisen abmontierten und vor dem Einstieg in die Gelbwand eine letzte Pause machten. Nach der senkrechten Schlusspassage der Gelbwand abgelassen, konzentrierten wir uns auf das lose Geröll bis runter zum steilen Wiederanstieg auf die Grüehorenhütte. Hier merkte zumindest der Berichterstatter zum ersten Mal ein bisschen, dass er heute schon etwas in den Beinen hat. Dank unserem Sherpa war es allerdings kein Problem, dem Drahtseil entlang zur Hütte hochzukrabbeln. Ein paar letzte Schnappschüsse zurück mit Gletscher, und auf dem T3-Pfad (im oberen Teil da und dort noch etwas abschüssig) ging es runter zur Fridolinshütte, wo wir unter warmer Spätsommersonne auf der schönen Gletscherblick-Terrasse von den kernigen und äusserst sympathischen Huttenwarten Lisä und Ruedi wieder empfangen wurden und uns mit ihnen bei kalten Getränken bestens unterhielten. Zum Abschied dort gab´s noch zwei Runden Glarner Alpenbitter (Danke den Spendern), bevor wir nahe dem Bifertenbach zurück runterwanderten nach Hintersand zu den E-Bikes.
Eine letzte kurze Verschnaufpause und dann die Forststrasse wieder nach Tierfed zum Autoparklatz, 17 Uhr. Ursula in Balzers verabschiedet, ging es zurück zum Ausgangspunkt der Tour in Schaan, wo uns der sehr gastfreundliche Tourenleiter zum Ausklang der Tour noch zu kaltem Bier und einem selbstgebranntem Zwetschgenschnaps einlud.
Der Autor dieses Tourenberichts ist der Meinung, für alle Teilnehmer der Tour zu schreiben, wenn er feststellt, dass diese LAV-Hochtour Tödi/Piz Russein ein Volltreffer war. Es war mit Arnold Frick ein überaus starker und in jeder Hinsicht umsichtiger Tourenleiter, dem für diese tolle Tour und die hervorragende Durchführung und Organisation ausdrücklich zu danken ist. Es fühlte sich jeder durchgehend sicher und bestens aufgehoben und konnte dieses Tourenerlebnis auf den Gipfel und zurück vollends geniessen. Ein namentlicher Dank gebührt auch Christian Vogt (ebenfalls Tourenleiter), der die zweite Seilschaft anführte, und dies ebenfalls äusserst umsichtig und stark. Nicht vergessen möchte ich Jürg Ritter, der beim Ablassen an steiler Stelle stand und jeden Einzelnen im richtigen Moment am Arm packte und auf den Boden setzte, so dass es keinen zurück in die Wand schlug resp. mit blauen Flecken versah. Jürg, natürlich auch danke für seinen köstlichen Humor – sehr wertvoll auf diesen Hütten, wo man doch teilweise lange rumsitzt. Danke zuletzt an alle Teilnehmer (nebst den bereits genannten: Ursula Schlegel, Karin Pallas, Nathan Wachter). Es war eine starke Truppe, die sehr gut harmonierte, aufeinander Rücksicht nahm, zusammen viel lachen konnte und gemeinsam das unvergesslich schöne LAV-Hochtouren-Abenteuer Tödi 2025 erleben durfte.
Rolf Feger