Der bisherige Juli bot gefühlt mehr Regen- als Sonnenstunden. Immer wieder zogen heftige Gewitter durch die Schweiz. Am Donnerstag vor dem Wochenende regnete es auch bei uns wie aus Kübeln. Für Fr/Sa/So war die Prognose sehr gut: nicht nur trocken, sondern auch Sonnenschein. Also konnten wir ins Wochenende starten.
Am Freitag inspizierte ich immer wieder die Webcams in Engelberg. Leider hingen die Wolken recht tief. So konnte ich nicht erkennen, ob es in der Höhe Schnee gab oder nicht. Nun denn. Die Anreise nach Engelberg verlief deutlich besser als erwartet. Kein Stau, trotz Ferienbeginn in vielen Ländern Europas.
Kurz nachdem wir die Richtung ins Engelbergertal eingeschlagen hatten, waren die verschneiten Berge hinten im Talschluss zu erkennen. Also doch, es hat recht weit herabgeschneit.
Auf dem Parkplatz der Brunnibahn trafen wir auf Magdalena aus Deutschland. Magda ist auch im LAV und nimmt gerne an LAV- Touren teil. Zusammen fuhren wir mit der Luftseilbahn zur Brunnihütte hinauf. Hier deponierten wir das Gepäck für die Nacht. Nach einer kurzen Pause stiegen wir zum Klettersteig (KS) Zittergrat hinauf. Ein schön angelegter, knackiger, recht kurzer Steig. An dessen Ende stiegen wir weiter hinauf zum KS Rigidalstock, ein etwas leichterer, aber deutlich längerer Klettersteig mit schöner Aussicht ins Tal. Den Rundblick auf dem Gipfel verwehrte uns eine Nebelwolke, die sich kurz vor der Gipfelankunft dort bildete.
Der Abstieg folge ebenfalls entlang eines einfachen KS. Die Wolken wurden mal mehr, mal weniger. Zum Glück hatte ich die Reissend Nollen-Route schon vorhin bei der Pause auf der Brunnihütte inspiziert: eine satte Lage frischer, schwerer Nassschnee oberhalb von ca. 2800 m. Viele einzelne Spuren von abgerollten Schneeballen und sogar die Gleitfläche einer spontanen Nassschneelawine waren zu erkennen. Leider keine guten Verhältnisse. Ich musste das Sonntagprogramm umstellen. Als Alternative boten sich zwei Klettersteige an – den mittelschweren KS auf den Graustock oder den schweren KS durch die Fürenwand. Immer diese Entscheidungen! Schlafen wir drüber, morgen sehen wir weiter.
Während des Abendessens setzte der Regen ein, mit Blitz und heftigem Donner. Es regnete in Strömen fast die ganze Nacht hindurch. Beim Frühstück erhielten wir die Meldung, ein Erdrutsch habe die Strasse durchs Tal hinaus verschüttet.
Aufgrund der tiefen Wolken entschieden wir uns für den KS Fürenwand hinten im Tal. So stiegen wir den oberen Teil von der Brunnihütte nach Ristis ab. Für den unteren Teil zogen wir die Luftseilbahn bis Engelberg vor. Hier konnten wir das Gepäck von der Übernachtung im Auto deponieren. Zu Fuss marschierten wir drei Kilometer ins Tal, Richtung Fürenalp hinein.
Beim Anblick der nassen Felswände entschied sich Annelies für die teurere Variante und fuhr mit der kleinen Luftseilbahn auf die Fürenalp hinauf. Wir Hardcore- Klettersteiger (Magda, Antonio, Christian und ich) stiegen den recht anspruchsvollen Klettersteig hinauf, heute noch mit einem Zusatzplus der Nässe wegen. Praktisch die ganze Länge war feucht. Vielerorts lief Wasser über die Felsen. In einer Passage wurden wir von oben mit Wasser besprüht – nein, das war schon geduscht. Dieser Steig bot wahrlich vieles an technisch anspruchsvollen und kräftezehrenden Abschnitten. Schwierigkeiten bis D/E eben. Ein gefühlvolles und sicheres Steigen war gefordert.
Zufrieden und mit stolzer Brust kamen wir nach 2¼ Stunden oben auf der Fürenalp an. Annelies hat die dortige Umgebung erkundet. Nun gönnten wir uns eine gute Pause auf der Terrasse des Restaurants. Natürlich mit Kuchen.
Für den Abstieg und Rückweg nach Engelberg wählten wir die Luftseilbahn und den Linienbus. Beim Auto verabschiedeten wir uns von Magda. Sie blieb noch für eine Nacht in Engelberg. Wie sich zeigte, eine gute Planung. Denn die Bahntrasse war wegen des Unwetters ebenfalls unterbrochen.
Wir jedoch fuhren mit dem Auto talauswärts. Kurz unterhalb Engelberg wurde der Verkehr angehalten und mussten längere Zeit warten, bis der Gegenverkehr die einspurige Umleitung passierte hatte. Aber danach konnten wir unsere Fahrt ohne weitere Verzögerungen bis nach Vaduz fortsetzen.
Zufrieden, glücklich und mit schönen Erinnerungen sind wir zu Hause angekommen.
Peter Frick